GEO-TOURS
Netzwerk
„Große Exkursionen“ (außerhalb Mitteleuropas)
Viele Exkursionsanbieter kennen diese Erfahrung: es kommen nicht genügend Teilnehmer zusammen, um eine thematisch und / oder regional sehr ungewöhnliche Exkursion tatsächlich durchführen zu können. Die eigene Vorarbeit ist hinfällig. Eventuell wirkt sich die Absage auch auf längerfristige Terminplanungen aus. Ausgehend von dieser praktischen Erfahrung, die auch von GEO-TOURS-Expeditionslogistik (Organisator zahlreicher Geographie-Exkursionen seit 1986) geteilt wird, sowie aus Anlass eines Artikels im Rundbrief Geographie (Editorial Heft 174, Peter Meusberger – Thema: „Kompetenz-Netzwerke“) werden im Folgenden einige Überlegungen zum Aufbau eines Exkursions-Netzwerkes vorgestellt.
1) Interuniversitäres und fächerübergreifendes Angebot von Exkursionen außerhalb Mitteleuropas
2)
Konzept
zur effizienteren Durchführung von Exkursionen innerhalb Europas
3)
Ausweitung (bei kleiner bzw. kritischer Teilnehmerzahl) auf Externe
(Nicht-Studierende)
4) Vorteile insbesondere für Studierende an kleinen Universitäten
5) Beispiel einer erfolgreichen interuniversitären Exkursion
6)
Problemlose
Anerkennung bei Teilnahme an „Fremdexkursionen“
und Beseitigung formaler Hürden
7) Analyse des derzeitigen Exkursions-Angebotes im deutschsprachigen Raum
zu 1) Fächerübergreifende
Exkursionen
Interdisziplinäres Arbeiten wird immer bedeutsamer. Warum nicht diese Methode auch auf Exkursionen übertragen? Hinsichtlich des Studiums von Nebenfächern haben viele Geographie-Studierende (Stichwort: „Brückenfach“) ohnehin einen engen Bezug zu anderen Geo- und Naturwissenschaften sowie zu Geisteswissenschaften.
Es bieten sich meiner Ansicht nach für mittelfristige Umsetzungen mehrere Möglichkeiten, wie Exkursionsausschreibungen zukünftig erfolgen könnten:
Netzwerkartig und damit institutsübergreifend an allen Geographie-Instituten
Zusätzlich
an Instituten anderer Fachbereiche, deren Dozenten an interdisziplinärem
Arbeiten interessiert sind
zu 2)
Effektivitätssteigerung von Exkursionen innerhalb Europas
Die
Vor-Organisation dieser Exkursionen ist zumeist mit einem beträchtlichen
Aufwand verbunden. Für jeden Exkursionstag müssen Unterkünfte / Übernachtungsmöglichkeiten
sowie teilweise auch Mahlzeiten / Verpflegung reserviert werden (z.T. verbunden mit
Anzahlungen / Vorleistungen). Daraus ergeben sich zwangsläufig eine Vielzahl
terminlicher Verpflichtungen (Einhaltung von Zeiten z.B. hinsichtlich
Essenszeiten in Jugendherbergen oder Gästeunterkünften verschiedener Art).
Hier
kann eine größere Effektivität erreicht werden, indem eine
vorhandene Flexibilität den inhaltlichen Verlauf bestimmt:
Loslösung von festen Unterkünften (Jugendherbergen, Gästehäusern, Hotels) durch weitestgehende Umstellung auf Campingbasis
Zurverfügungstellung
der gesamten, notwendigen Ausrüstung (Küchen-Ausrüstung, Zelte, schnell
aufstellbare Gruppenzelte für Schlechtwetter-Situationen)
Völlige Unabhängigkeit und Mobilität in Versorgung und Unterbringung (gute, nahrhafte und abwechslungsreiche Verpflegung, Hauptmahlzeit am Abend, wenn ohnehin zeitliche Offenheit besteht)
Bessere
Ausnutzung der Exkursionstage und insbesondere flexible, spontane
Tagesgestaltung
Organisatorischer Rahmen
1) Einsatz von 2 Fahrzeugen: ein Versorgungs-Fahrzeug (Allrad-LKW) mit Küche und 8 Sitzplätzen und anstelle z.B. eines 50-Sitzer-Reisebusses ein kleinerer Reisebus (30-Sitzer oder kleiner – je nach Gruppengröße)
2) Einsatz von 2 oder 3 Allrad-Fahrzeugen (eventuell eines kleines Geländefahrzeuges / ermöglicht schnelleres Reagieren bei z.B. spontanen Versorgungsfahrten
Vorteil von Variante 2: alle Fahrzeuge aus einer Hand bedeutet von vornherein ein eingespieltes, engagiertes Team; damit wiederum mehr Flexibilität – als wenn unterschiedliche Dienstleister im Einsatz wären.
zu 3) Warum nicht
grundsätzlich Externe (Nicht-Studierende) unter verschiedenen Gesichtspunkten einbeziehen?
Die
„öffentliche Universität“ sollte nicht nur Vorlesungen anbieten,
sondern auch allgemein zugängliche Veranstaltungen (in Anlehnung an die
Öffentlichkeitsresonanz, z.B. des Jahres der Geowissenschaften / 2004).
Selbstverständlich müssen nichtstudentische Teilnehmer der Exkursionsleitung
gegenüber weisungsgebunden sein (bezüglich Teilnahmebedingungen, Ablauf und
Pflichten, Mithilfe und Übernahme inhaltlicher Aufgaben)
Eine komplexere gruppendynamische Situation kann für alle Beteiligten sehr spannend sein (hier ist durchaus ein Alter bis 65 Jahre vorstellbar!)
Erreichen der Mindest-Teilnehmerzahl ist eher zu gewährleisten
zu 4) Kleine Universitäten
Insbesondere für
Studierende an kleinen Universitäten wäre es sehr vorteilhaft, auf ein
breiter gefächertes Exkursionsangebot zugreifen zu können. Dies
gilt insbesondere hinsichtlich einer Themenwahl für Abschlussarbeiten, die
erfahrungsgemäß häufig durch die Teilnahme an Exkursionen beeinflusst wird.
Sommer 2001 – Island-Exkursion des Geographischen Institutes der Universität zu Köln; Leitung: Prof. Frauke Kraas.
Als
sich zeigte, dass von studentischer Seite zunächst nur geringes
Interesse an Island bestand, war die Exkursion in Frage gestellt. Eine
Mindestteilnehmerzahl war notwendig, um die logistische Umsetzung
auf Island tragen zu können. Die Problematik wurde den Bonner Kollegen
(AD W. Schmiedecken) vorgetragen, der selbst einige Jahre zuvor eine
Island-Exkursion geleitet hatte. Er signalisierte sofort sein Einverständnis,
einen Exkursionsaushang am Bonner Geographischen Institut vorzunehmen. Ferner
wurden von ihm die formalen Probleme (Abrechnung etc.) geklärt.
In
Köln wurde das Institut für Geographie und ihre Didaktik (Prof.
Thieme) eingeschaltet, in Eichstätt das Geographische Institut (Prof. Gießner).
Dort gab es Exkursionsaushänge. Parallel wurde
seitens der Exkursionsleitung per Mundpropaganda eine Teilnahme für „Externe /
Nichtstudierende“ (ohne Anspruch auf einen Universitätszuschuss) angeboten.
Köln – Geographie: 17
Bonn – Geographie: 8
Köln – Didaktik: 2
Exkursionsleitung: 2
Nicht-Studierende (Externe): 2
Im
Nachhinein war es ganz einfach. Durch eine pragmatische Kooperation
/ Vernetzung zwischen Kolleginnen und Kollegen gelang es, "die Kuh vom Eis zu
holen“. Die Teilnahme externer Geographie-Interessenten (Altersgruppe: bis
ca. 55 Jahre) bewirkte zudem eine
gruppendynamische Ergänzung und Bereicherung.
zu 6) Anerkennung – Was wäre zu klären?
Bezuschussung
entfällt bei Studierenden einer anderen Universität (Studierende aus München erhalten keinen Zuschuss
bei Teilnahme an einer Bonner Exkursion)
Bei jedem Institut: wer wäre zuständig für Genehmigung, Betreuung, Ausschreibung und Abrechnung einer „Fremd-Exkursion“?
Der
formale Aufwand, insbesondere auch die Anerkennung und Versicherung (evtl. in
Eigenregie der Teilnehmer), muss so reibungslos wie möglich über die Bühne gehen
Es
sollte vertretbar sein, dass extern Studierende z.B. 200,- € mehr zahlen als
Studierende an Ihrer
Heimatuniversität, und sich selbst um eine Versicherung bemühen
zu 7) Aktuelle Exkursionsangebote
Analyse des deutschsprachigen Exkursionsangebotes (Entwurf als xls-Tabelle liegt vor – enthält alle zu klärenden Fragen / Datei auf Anfrage!).
Mit
herzlichen GEO-Grüßen
Dipl.-Geograph Bernd Spreckels